Diskussion um einen Autobahnausbau: die 4+2-Lösung             – Fakten und Antworten –

1. Was sind die Forderungen des Bündnisses und welchen Abschnitt betreffen sie?


- für den 5 km langen Autobahnabschnitt zwischen der Anschlussstelle Mombach und Autobahndreieck Mainz  ist eine 4+2-Lösung nach Ansicht des Bündnisses die bessere Alternative


- 4+2-Lösung bedeutet: eine vierspurige Autobahn, bei der je nach Berufsverkehr die jeweilige Standspur mittels Telematik (elektronischer Anzeigen) für den Verkehr freigegeben wird (die A 643 ist eine typische „Pendlerautobahn“)


- Flüsterasphalt und Tempobegrenzung auf 80 km/h zur zusätzlichen Reduzierung der Belastungen


- Ein zusätzlicher Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs in der Region könnte laut Gutachten die A 643 täglich um weitere  6.000 Fahrzeuge entlasten.

 

- Gründe: in diesem Abschnitt verkehren etwa 20.000 Fahrzeuge pro Tag weniger als auf der Schiersteiner Brücke, daher ist ein sechsspuriger Ausbau in diesem Bereich nicht notwendig

bei einer 6+2-Lösung kostet allein die geforderte Lärmschutzwand 3.000 bis 4.000 Euro pro laufender Meter, Flüsterasphalt hingegen kostet ca. 108 Euro pro Meter

hier befinden sich die beiden Naturschutzgebiete Mainzer Sand und Lennebergwald


               

2. Was soll damit erreicht werden? Was spricht gegen den sechsspurigen Ausbau der A 643 im besagten Abschnitt?


- effektiver Lärmschutz für Anwohner und Naherholungssuchende in den Naturschutzgebieten


- die Kapazität an Fahrzeugen steigt um 35 bis 40 %


- Erhaltung einer einzigartigen Natur:

Durch den sechsspurigen Ausbau wird weiterhin Fläche der eh schon sehr belasteten Gebiete verloren gehen.

Die geforderte 8 Meter hohe Lärmschutzwand wird das Mikroklima vor Ort erheblich verändern, was unvorhersehbare Folgen für die an diesen Standort angepassten Pflanzen und Tiere (zum Teil seltene Arten) haben wird.

Die für den Ausbau abgeflachten Böschungen sind für den Mainzer Sand ein „Schutzwall“ zwischen Autobahn und Naturschutzgebiet, der somit abgetragen wird


- wesentliche Kosteneinsparungen


- eine 4+2-Lösung, wie sie z.B. in Hessen aktuell an vielen Stellen vorangetrieben wird, verbessert nachweislich den Verkehrsablauf und entzerrt an den Knotenpunkten


- Umweltbelastungen sowie Schadstoff- und Lärmemissionen sinken um 30 bis 50 %


 

3. Was ist das Bündnis „Nix in den (Mainzer) Sand setzen“? Warum hat es sich gegründet?


Dem Bündnis gehören Mainzer Naturschutzverbände, zahlreiche Parteigliederungen, die Stadt Mainz und Vereine an – insgesamt sind es 27 Mitglieder.


Als die Pläne vom damaligen Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer publik wurden, einen durchgehend sechsspurigen Ausbau zu veranlassen, ist einigen Mainzer Bürgern aufgefallen, dass Gutachten und Prüfungen in den Bereichen der Naturschutzgebiete  nicht oder nur unzureichend durchgeführt wurden (bzgl. Verkehrsaufkommen, höchste Schutzstati). Darauf sollte aufmerksam gemacht werden. Leider hält der nachfolgende Verkehrsminister Alexander Dobrindt an den Plänen – trotz anderer Ansicht bei vielen Politikern vor Ort – an den Plänen weiter fest.


 

4. Blockieren die Naturschützer den Autobahnausbau und provozieren durch ihre Forderungen Staus und Verzögerungen?


- mit dem Bau der Schiersteiner Brücke (und dessen Verzögerungen) hat das Bündnis nichts zu tun. Zu keinem Zeitpunkt wurde die Notwendigkeit eines sechsspurigen Ausbaus auf der Brücke von den Bündnismitgliedern angezweifelt


- die Pläne zum Autobahnausbau wurden offensichtlich ohne detaillierte Kenntnisse über die Besonderheiten des Standorts in dem Abschnitt Mombach – Autobahndreieck erstellt. Die Gründung und die Proteste des Bündnisses gründen sich auf diese Mängel und das Fehlen von Alternativen. Die 4+2-Lösung ist für die Naturschützer ein Kompromiss, denn auch dadurch wird in das Gebiet eingegriffen – nur ohne große bauliche Maßnahmen und Veränderungen.


 

5. Was ist der Mainzer Sand? Was macht ihn so besonders?


- eines der bedeutendsten Naturschutzgebieten in Europa, einmalig in seiner Zusammensetzung, 130 Hektar groß


- seit 1939 auf nationaler Ebene als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Auf europäischer Ebene Teil des Natura 2000-Netzwerks, mit dem die europäische Staatengemeinschaft den Verlust der biologischen Artenvielfalt verhindern will


- Entstehung: An den Flussterrassen des Ur-Rheins häuften sich in der Eiszeit Sande und Kiese an, die später als Flugsand vom Wind weitertransportiert wurden – so bildeten sich die Dünenfelder des Mainzer Sands


- In diese tundraartige Binnendünen-Landschaft wuchsen Steppen- und Sandpflanzen aus den südrussischen Steppengebieten (westliche Grenze). Später kamen submediterrane Arten aus dem Mittelmeerraum hinzu (nördliche Grenze) sowie einige atlantische Arten (östliche Grenze)


- Beispiele seltene Pflanzen: Sandlotstrohblume, Sand-Silberscharte, Adonisröschen, Küchenschelle, blaugrünes Schillergras, Nadelröschen, Sand-Lotwurz, Sandradmelde und Schwarzwurzel


- viele Tiere sind im Lauf der Zeit (z.B. aufgrund des Baus der A 643 in den 1960er Jahren) verschwunden. Bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es eine für Steppen typische Vogelwelt: Großtrappe, Zwergtrappe, Triel, Rennvogel. Brachpieper, Wiedehopf, Rebhuhn und Ziegenmelker brüteten noch Anfang der 1960er hier. Feldlerche und Heidelerche hatten im Sand ihre größten Vorkommen in Rheinhessen. Heute wird ab und zu noch der Wiedehopf gesichtet.


Es gibt noch u.a. Kreuz- und Wechselkröte (stark gefährdet), Schnecken in großer Artenvielzahl, Schwalbenschwanz, Ameisenbläuling, Walker (Käfer), Heuschrecken (Weinhähnchen und blauflüglige Ödlandschrecke)

Mitglieder im Bündnis

 

Kreisgruppe Mainz
Kreisgruppe Mainz
Landesverband Rheinland-Pfalz
Landesverband Rheinland-Pfalz
Lokale AGENDA 21 Mainz - AK Verkehr
Lokale AGENDA 21 Mainz - AK Verkehr
Stadtratsfraktion Mainz
Stadtratsfraktion Mainz
Ortsverein Mainz-Mombach
Ortsverein Mainz-Mombach
Landesverband RLP, ÖDP-Stadtratsfraktion Mainz, Kreisverband Mainz-Stadt, Ortsverbände und Ortsbeiratsfraktionen Gonsenheim und Mombach
Landesverband RLP, ÖDP-Stadtratsfraktion Mainz, Kreisverband Mainz-Stadt, Ortsverbände und Ortsbeiratsfraktionen Gonsenheim und Mombach